Die Vorsitzende des Pfarreirates, Cornelia Graßhoff, hat sich mit dem Pfarrer von St. Anna, Dechant Stefan Keller, getroffen, um von ihm zu erfahren, welche Erfahrungen er in den letzten drei Monaten mit den Gottesdiensten in Issum und Sevelen gemacht hat. Nach dem Corona-Lock down waren zunächst keine öffentlichen Gottesdienste möglich. Seit 01. Mai dürfen sie wieder mit Auflagen gefeiert werden.

Foto: R. Christ
Foto: R. Christ

C. Graßhoff: Herr Dechant Keller, jetzt sind es bald drei Monate, dass wir in unseren Kirchen wieder Gottesdienste feiern können – und wie wir am Anfang der Messen immer wieder hören – während der Corona-Pandemie unter Auflagen. Wie erleben Sie die Gottesdienste?

Dech. Keller: Zunächst einmal bin ich sehr froh, dass wir wieder zusammenkommen können, um zu singen und zu beten. In den Wochen des Lockdown hat mir das gefehlt. Gottesdienste hinter verschlossenen Türen, das klingt fast wie ein Wiederspruch in sich.

C. Graßhoff: „Gottesdienste feiern unter Auflagen“ – damit sind doch bestimmt die Dinge gemeint, die wir alle seit längerem kennen: Abstand halten, Hände waschen, Alltagsmasken tragen.

Dech. Keller: In den letzten Apriltagen kamen die Vorgaben für die Gottesdienstes, die unsere Bistümer mit der Staatskanzlei in Düsseldorf abgesprochen hatte. Zwischen den Gottesdienstbesuchern muss ein Abstand von 1,5 Meter eingehalten werden, wenn sie nicht gemeinsam in einem Haushalt wohnen.
Das hat nach sich gezogen, dass wir nicht exakt sagen können, wieviele Plätze in den Kirchen sind. Mit unserem Küster, Herr Raschke, habe ich die Plätze in einen großen Plan eingezeichnet, die zur Verfügung stehen. Dann haben wir die Pfarrsekretärin, Frau Görtz, hinzugezogen und überlegt, wie wir es mit der Platzvergabe machen. Nach einigem Überlegen haben wir gesagt: wir bitten für die Messen am Wochenende und zu Beerdigungen um eine Anmeldung.

C. Graßhoff: Bedeutet so ein Anmeldeverfahren dann nicht viel Arbeit für die Sekretärin?

Dech. Keller: Allerdings, es kommen in der Woche 60 bis 80 Anrufe, um einen Platz zu reservieren. Ende Mai kam von Düsseldorf noch eine neue Verordnung dazu: Rückverfolgbarkeit im Falle eine Infektion. D.h. seitdem muss neben Namen und Anschrift auch die Telefonnummer jedes Gottesdienstbesuchers festgehalten werden. Die Unterlagen sind datenschutzkonform vier Wochen lang aufzubewahren und dann zu schreddern.

C. Graßhoff: Ich war in den letzten Wochen auch zu Gottesdiensten in anderen Kirchen. Dort musste ich jedes Mal einen Zettel ausfüllen. Warum ist das bei uns nicht so?

Dech. Keller: Wenn wir vorweg alle Daten haben, brauchen wir in der Kirche weniger Ordnungspersonal. Auch das ist seit Anfang Mai Pflicht: ein kirchlicher Ordnungsdienst. Damit die Bestimmungen eingehalten werden. Wo keine Anmeldung vorab möglich ist, da muss in der Tat jeder Gottesdienstbesucher einen Zettel ausfüllen. Dazu braucht es Tische, für jeden, der kommt einen eigenen Stift – oder jemand muss jedes Mal den Stift desinfizieren. Dann braucht es Ordner, die die Gottesdienstbesucher an die Plätze bringen. Dabei müssen die Abstände eingehalten werden. Familien dürfen zusammensitzen. Das ist jedes Mal wie ein großes Puzzle. – Bei uns ist diese Arbeit vor jedem Wochenend- oder Beerdigungsgottesdienst bereits gemacht. Wir brauchen deshalb auch weniger Ordnungspersonal. Die nötige Anzahl bekommen wir so schon oft so gerade eben hin. Der Küster hilft jedes Mal mit.

C. Graßhoff: Müssen viele wegen einer vollen Kirche nach Hause geschickt werden?

Dech. Keller: Eigentlich nicht, weil vorher über das Telefon schon die entsprechende Auskunft gegeben werden kann. Manchmal kommt es vor, wenn z. B. durch ein Sechswochenamt der Gottesdienst sehr gut besucht ist.

C. Graßhoff: Und was ist, wenn ich unangemeldet zu einem der Gottesdienste komme?

Dech. Keller: An Werktagen ist das immer so, da muss sich niemand anmelden; unser Küster notiert dann, wer kommt und weist denen die Plätze zu. Er hat mit einem Schmunzeln gesagt, dass er jetzt schon viel mehr Leute mit Namen ansprechen kann. An den meisten Wochenenden finden sich auch genügend Plätze für die, die ohne Anmeldung kommen. Wir haben dann wohl ein wenig mehr Arbeit. Sehen Sie: für die Gottesdienste während der Coronazeit drucken wir Liederzettel für jede Messe, so dass wir die Gebetbücher nicht brauchen, also auch nicht nach jedem Gebrauch desinfizieren müssen. Über die Anmeldung wissen wir, wieviele Zettel gedruckt werden müssen. Wir können genau die Hostien abzählen, die während der Kommunion ausgespendet werden. Der SonntagsGruß wird auf die Gottesdienstbesucherzahl hin gedruckt. Die Sitzplatznummern sind entsprechend vorbereitet, die Ordner und Gottesdienstbesucher wissen wer wo sitzt. Das ist eine große Erleichterung im Vorfeld. Ohne Anmeldung wird das ein Mehr an Arbeit. – Aber, wie gesagt, ein paar ohne Anmeldung, das kriegen wir meistens hin.

C. Graßhoff: Wir haben sonst das Jahr hindurch auch immer wieder Gottesdienste für Familien und Kinder gefeiert. Die entdecke ich im Moment gar nicht.

Dech. Keller: Stimmt. Diese Form von Gottesdiensten passt so gar nicht mit den Abstandsregelungen zusammen. Deshalb haben wir uns entschieden, sie zur Zeit nicht zu feiern. Bei Kindergartengottesdiensten und Taufen fühlt es sich eigenartig an, immer auf Abstand zu bleiben. Obwohl Eltern dann anschließend sagen, es war doch auch schön, wenn auch anders als sonst.

C. Graßhoff: Und wie geht es den Chören? Wir haben lange nichts von ihnen gehört.

Dech. Keller: Das finde ich besonders schade. Das Singen der Chöre gibt den Gottesdiensten eine besondere Qualität! Aber beim Singen werden besonders viele Aerosole ausgestoßen – und die bergen eben ein großes Risiko. Bei Chören gelten noch viel höhere Abstandsgebote und Hygienevorschriften als allgemein. Das lässt sich zur Zeit nicht gut unter einen Hut bringen.

C. Graßhoff: Wann feiern wir wieder Gottesdienste, wie wir das aus der Zeit vor der Pandemie kennen?

Dech. Keller: Wenn das einer sagen könnte. Ich vermute, dass uns die Auflagen noch geraume Zeit erhalten bleiben. – Andererseits helfen uns Abstand halten, Hände waschen und Alltagsmasken tragen vor einer massiven Ausbreitung. Das ist bisher ganz gut gelungen. Deshalb möchte ich um Geduld und Verständnis bitten, dass wie die Gottesdienste weiterhin unter Auflagen feiern und bitte auch darum, sich für Wochenenden und Beerdigungsgottesdienste telefonisch im Pfarrbüro zu melden.

C. Graßhoff: Herzlichen Dank für das Gespräch.

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