Auf dem Weg zum Diakon

Ein beziehungsreicher Schritt

Der Mensch ist ein Beziehungswesen – das ganze Leben ist auf Beziehung ausgerichtet: Freundschaftsbeziehungen, Beziehungen innerhalb der Familie, im Beruf, Bekanntenkreis, der Nachbarschaft, zur Partnerin oder Partner. Beziehungen bieten Abwechslung und Vielfalt. Wenn sie gut sind, sind sie oft sinnstiftend und erfüllend.

Die Beziehung, mit der ich mich seit nunmehr fünf Jahren intensiv beschäftige, ist meine Beziehung zu Gott – und damit gleichzeitig zu meiner und meinem Nächsten, zu meiner Umwelt und auch zu mir selbst. Ach ja: Ich heiße Martin Deckers, bin 44 Jahre alt, komme aus und lebe in Sevelen.

Seit 2019 gehöre ich zum Diakonatsbewerberkreis im Bistum Münster und bereite mich auf die Weihe zum ständigen Diakon mit Zivilberuf vor. Also einem Ehrenamt mit göttlichem Segen und bischöflichen Auftrag, könnte man salopp sagen. Diese ausführliche und nicht selten auch herausfordernde Reise der Vorbereitung, erlebe ich gleichzeitig als Wachstum und vielfältige Bereicherung, die mich tiefer mit den anfangs noch sehr sperrigen Begriffen „Berufung“ und „Nachfolge“ auseinandersetzen lassen haben und mir letztendlich das Signal gesendet haben: „Ja, das ist der Weg, der für dich vorgesehen ist. Und das ist gut so.“

Mitten in meinen Vierzigern stehe ich damit nun an einem Wendepunkt in meinem Leben, denn zusätzlich zu meinem Beruf und meinen ehrenamtlichen Tätigkeiten, habe ich mich dazu entschlossen, einen weiteren Weg zu beschreiten – einen Weg des Dienstes und der Hingabe, den das Diakonat letzten Endes bedeutet.

Hauptberuflich bin ich beim Caritasverband Geldern-Kevelaer beschäftigt. In einem äußerst abwechslungsreichen Arbeitsfeld und mit vielfältigen Aufgaben betraut, komme ich oft und mit vielen unterschiedlichen Menschen in Kontakt. Viele davon haben Unterstützungs- und Hilfebedarfe verschiedenster Art. Die Erfahrungen und vor allem die Begegnungen und Gespräche dort haben mich darin bestätigt, Mitgefühl und Empathie zu leben und die Not anderer Menschen zu erkennen und anzugehen. Mein Antrieb dabei ist nicht bloß ein humanistisches Menschenbild, sondern die Überzeugung, dass ich dies im Auftrag und in der Nachfolge Jesu tue. Dass dieser Beruf auch gleichzeitig Berufung ist.

Seit über 30 Jahren engagiere ich mich ehrenamtlich in der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), dem katholischen Pfadfinderverband. Angefangen als Junge im Stamm Hartefeld, bin ich inzwischen auch auf Diözesan- und Bundesebene, vor allem aber auf regionaler Ebene am Niederrhein aktiv. Diese Zeit in der Pfadfinderbewegung hat mich geprägt und mir viel für mein Leben mit auf den Weg gegeben. Mir wurde vermittelt, Verantwortung für mich und für andere zu übernehmen und jungen Menschen Werte wie Solidarität, Gemeinschaft, soziale Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit nahe zu bringen. Auch meine Spiritualität, meine Beziehung zu Gott und meinem Nächsten und zur Schöpfung hat hier starke Entfaltung gefunden.

So wie diese Werte mein tägliches Tun bestimmen, ist es mir wichtig, diese Werte auch in meinem diakonischen Handeln zu leben und weiterzugeben. Der Schwerpunkt in meinem Diakonat wird die Arbeit in Caritas und Pfadfinderei sein, wo ich oft Menschen begegne, die sich nicht unbedingt im Schatten eines Kirchturms bewegen. Bei vielen von ihnen erlebe ich eine Sehnsucht; sie möchten, dass ihnen jemand zuhört und sie in ihren Fragen und ihren Nöten ernst nimmt. Sie verdienen unsere Aufmerksamkeit und Unterstützung. Ich möchte meinen Teil dazu beitragen, ihnen in ihrer Lebenssituation auf Augenhöhe zu begegnen und ihnen Anerkennung zu schenken, damit auch sie die unbedingte Liebe Gottes erfahren können.

Bis dahin ist noch einiges zu tun. Bevor Bischof Dr. Felix Genn mich und acht weitere Männer am 17. November zu Diakonen weiht, stehen auch weiterhin regelmäßige Vorbereitungstreffen im Institut für Diakonat und pastorale Dienste an. Bei diesen Treffen, die immer an Wochenenden in Münster stattfinden, geht es neben Inhalten für die spätere Praxis in der Sakramentenspendung und der Gestaltung der Liturgie, um Felder diakonischen Handelns, um geistliches Leben, Spiritualität und Selbstreflexion. Auch tiefgreifende theologisch-wissenschaftliche Themen werden dort behandelt, für deren Abschluss ich erst noch verschiedene mündliche und schriftliche Prüfungen ablegen muss.

Ich glaube fest daran, dass Beziehungen und der Dienst am Nächsten zu den wichtigsten Aufgaben eines Diakons gehören und Kern der Frohen Botschaft sind. Daran möchte ich nach meiner Weihe auch in unserer Gemeinde mitarbeiten. Wie das genau gestaltet wird, werden wir im Seelsorgeteam noch gemeinsam überlegen. Ich freue mich auf die Begegnung und auf neue Beziehungen mit euch und Ihnen.

Martin Deckers (Text und Bild)

Dieser Text erschien zuerst in "ANNi - Pfingsten 2024" (Pfarrbrief der Pfarrei St. Anna, Issum-Sevelen)

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