1.Rundbrief von Amarins Reidenbach, Missionarin auf Zeit in Cebula, Philippinen

Hallo ihr Lieben,

Ich dachte, es wäre eine gute Idee, einmal im Monat einen Rundbrief zu schicken, damit ich die Gelegenheit habe, euch zu erzählen, was ich in den letzten Wochen erlebt habe und wie die ersten Tage auf den Philippinen waren.

Foto: Amarins Reidenbach
Foto: Amarins Reidenbach

Nach einem 16-stündigen Flug kam ich am Sonntag, dem 20. August, in der Hauptstadt der Insel Cebu auf den Philippinen an. Als ich durch den Ausgang des Flughafens ging, bemerkte ich bereits den ersten großen Unterschied, nämlich das Klima. Bei 33 Grad und strahlendem Sonnenschein wurde ich von Schwester Estela empfangen. Mit dem Auto, in dem die Klimaanlage angenehm an war, fuhren wir zum Provinzhaus der Schwestern. Auf dem Weg dorthin dachte ich nur: Bin ich jetzt wirklich auf den Philippinen? Wir fuhren durch eine sehr moderne Stadt mit vielen hohen Gebäuden und vielen Autos und Motorrädern um uns herum.

Als ich im Provinzhaus ankam, wurde ich von allen Schwestern und Mitarbeitern, die dort arbeiten, sehr herzlich empfangen. Insgesamt gibt es vierzehn Schwestern. Die meisten Schwestern sind schon in den Achtzigern, aber sie sind sehr gesprächsfreudig. Sie können viel über ihre Erfahrungen erzählen und die meisten von ihnen haben lange Zeit in einem anderen Land gelebt. Die Internationalität unter den Schwestern ist sehr schön und hilft auch mir, mich hier zu Hause zu fühlen. Nach der Begrüßung haben wir gemeinsam zu Mittag gegessen, und was darf bei einer philippinischen Mahlzeit nie fehlen? Du hast es erraten: Reis! Morgens, mittags und abends und auch die meisten Snacks enthalten immer ein bisschen Reis. Nachdem wir gegessen hatten, zeigte mir Schwester Estela mein Zimmer, in dem ich die ersten zwei Wochen schlafen würde. Nach ein paar Tagen bei den Schwestern im Provinzhaus lernte ich auch die Mädchen (Shara, Jessica, Leahdel, Melonie, Michelle und Shiela) aus der Küche besser kennen und sie sind inzwischen meine besten Freundinnen geworden.

Am Tag nach meiner Ankunft fing der Sprachkurs gleich an, so dass ich schon ein bisschen Cebuano lernen würde. Wie ich schon schrieb, ist Englisch die National Sprache hier, aber die meisten Leute auf Cebu sprechen Cebuano. Es ist gut, dass ich hier zwei Wochen Sprachunterricht habe, denn diese Sprache ist ganz anders als die Sprachen die ich bisher gelernt habe. Mein Cebuano ist noch nicht gut genug, um Sätze zu bilden, aber mein Wortschatz wächst jeden Tag. Die Lehrerin ist sehr lustig und freundlich und auch die anderen Freiwilligen, mit denen ich den Sprachkurs besuche, sind sehr gesellig. Zusammen mit diesen anderen Freiwilligen habe ich dann an meinem freien Tag mein erstes Abenteuer auf den Philippinen erlebt. Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zum Tempel of Leah. Die öffentlichen Verkehrsmittel bestehen aus so genannten Jeepnies (alte amerikanische Vans, bei denen alle Fenster und Türen entfernt wurden), mit denen wir aus der Stadt zum Tempel of Leah gefahren sind. Irgendwo auf zwei Dritteln der Strecke hielt der Bus an - warum? Wir wissen es auch nicht genau, aber wir setzten unsere Fahrt mit dem Motorrad fort. Und in diesem Moment wurde mir klar, dass ich auf den Philippinen war. Wir fuhren zu dritt auf einem Motorrad, ohne Helme, den Berg hinauf zum Tempel. Auf dem Weg dorthin kamen wir an vielen Dörfern vorbei und die Armut wurde zum ersten Mal sichtbar. Später, als wir wieder in Cebu City waren und an den großen Gebäuden vorbeikamen, wurde auch dort die Armut sichtbarer. Selbstgebaute Hütten am Rande der großen Gebäude und spielende Kinder auf der Straße. Auf den ersten Blick fällt das gar nicht auf, weil die gigantischen Hochhäuser so sehr dominieren, aber der Unterschied zwischen Arm und Reich ist unglaublich groß. Nach den zwei Wochen bei den Schwestern zog ich auf den Campus der San-Carlos-Universität (hier leben die Brüder und Väter) in der Innenstadt von Cebu City, ganz in der Nähe des Projekts, in dem ich arbeite.

Wie weit verbreitet die Armut tatsächlich ist, wurde mir noch deutlicher, als ich letzte Woche zum ersten Mal das Projekt besuchte. Die Menschen, die jeden Tag zum Balay Samariatano kommen, haben sehr wenig, kein Haus, kein Essen und manchmal nicht einmal Familie, sie haben nur sich selbst und ihre Freunde von der Straße. Jeden Morgen öffnet Balay Samaritano um 8 Uhr seine Türen für die Menschen (jung und alt) von der Straße. Um 10 Uhr bekommen sie einen Snack, und um 12 Uhr essen wir alle zusammen zu Mittag. Hier können sie auch ihre Wäsche waschen und duschen. Nach dem Mittagessen machen die meisten eine Siesta, und um 5 Uhr schließen sich die Türen von Balay Samaritano wieder. Durch Corona und den Taifun Odette (Dezember 2021) ist das Projekt nicht mehr das, was es noch vor ein paar Jahren war. Es gibt viel weniger Kinder und damit auch weniger Arbeit für mich. Deshalb werde ich ab nächster Woche bei ein paar weiteren Projekten helfen. Ich werde darüber berichten in mein nächsten Rundbrief.

Obwohl ich jeden Tag traurige Dinge sehe und höre, bin ich gerne hier. Die Sisters, Brothers und Fathers sind alle super nett und freundlich. Sr. Lonie sieht Potential in mir und meint, ich könnte eine gute Schwester werden. Aber das steht im Moment nicht auf meiner Agenda 😅😂 Es gibt hier viele exotische Früchte, die ich noch nie probiert habe, aber natürlich auch viel Reis, frittierte Bananen, viel Fisch und Huhn. Sie haben hier große Angst, dass ich zu wenig esse, also geben sie mir immer ein bisschen zu viel auf den Teller. Und sie haben viel Spaß, wenn ich Dinge zum ersten Mal probiere, wie Fischköpfe, Hühnerbeine, Schweinehaut oder Pflanzen und kleine Tiere aus dem Meer. Naja ich etwas weniger. Ich könnte noch viel mehr erzählen, aber ich höre jetzt mall auf.

Viele liebe Grüße,

Amarins

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