Eine Chorgeschichte geht nach 346 Jahen zu Ende. Am Samstag, 27. November hat der Chor sein letztes Caecilienfest gefeiert und damit die Chorarbeit beendet. Der Chor war in den letzten Jahren kleiner und älter geworden. Nach einer langen Unterbrechung, die der Corona-Pandemie geschuldet war, zeigte sich, dass ein weiterer Chorbetrieb leider nicht mehr möglich ist.

Dechant Stefan Keller dankte dem Chor und seinem Chorleiter Franz-Josef Wolter in der Predigt für die langjährige Chorarbeit zum Lob Gottes und zur Freude der Menschen.

Nach der Messe, in der der Chor die "Deutsche Messe" von Franz Schubert sang, klang das letzte Caecilienfest bei Speis und Trank in einer Gaststätte aus.

Hier die Predigt im Wortlaut:

 

Es gilt das gesprochene Wort!

Liebe Sängerinnen und Sänger im Kirchenchor!

Wieviele Male hat der Notenwart wohl die Schränke geöffnet und all die Notenblätter zusammengestellt, die sie für die Proben und Aufführungen benötigt haben?

Wie viele Messen und Lieder sind wohl im Fundus des Chores?

Wie viele Chorleiter haben vor dem Chor gestanden und das Dirigat übernommen? Wieviele Musiker haben den Chorgesang begleitet?

Wie oft hat sich der Vorstand des Chores getroffen und die Arbeit koordiniert?

Wieviele Noten haben sie gesungen? Und wieviele Jahre Mitgliedschaft im Chor kommen wohl zusammen?

Wieviele Sängerinnen und Sänger waren in der Geschichte des Chores wohl dessen Mitglied?

Und wieviele Menschen haben ihren Gesang gehört und sich daran erfreut?

Soviele Male haben Sie zum Lob Gottes in der St. Nikolaus-Kirche gesungen – draußen am Ehrenmal – in der Marienbasilika in Kevelaer, wenn wir gemeinsam zur Wallfahrt bei der Trösterin der Betrübten waren. Oder in Kirchen während ihrer Ausflüge…

Singen zum Lob Gottes, zur eigenen und gemeinsamen Freude.

211127 Fahne Chor Issum 2Was die Musik vermag, das können Worte nicht ausdrücken. Sie rührt ganz tief die Seele an. Sie verbindet Menschen untereinander und mit Gott.

Und das Lob Gottes dieses Chores erklingt heute zum letzten Mal in dieser Kirche.

Es gibt dafür nur ein Wort – herzlichen Dank!

Vergelt‘s ihnen Gott all ihr Engagement, ihren Einsatz, ihre Treue.

Herzlichen Dank!

Ich kann mir gut vorstellen, dass neben dem Dank noch viele andere Gedanken und Gefühle in ihnen sind.

Von der Trauer habe ich am Anfang schon gesprochen. Etwas, das ihnen in ihrem Leben sehr viel bedeutet hat, gibt es zukünftig nicht mehr.

Da war zunächst die Unterbrechung durch die Corona-Pandemie… da durfte nicht gesungen werden.

In den letzten Monaten ist dann während der Probenarbeit deutlich geworden, dass es nicht mehr geht.

Kommenden Mittwoch ist keine Kirchenchorprobe mehr.

Trauer, dass etwas Schönes und Wertvolles zu Ende gegangen ist.

Und vielleicht sind da noch ganz andere Gefühle, wenn sie daran denken.

Vielleicht sogar Wut und Zorn über die Entscheidung, dass es mit dem Chor nicht weitergeht.

Vielleicht denkt der eine oder andere auch, da hätte man doch sicher noch eine andere Lösung finden oder etwas anderes ausprobieren können.

Vielleicht merkt auch der eine oder andere, dass er jetzt erst mal in ein tiefes Loch fällt. Der Kirchenchor war ein wichtiger Teil meines Lebens … und jetzt ist er nicht mehr da…

Vielleicht hilft es, miteinander zu erzählen, was sie in den Jahren des Chores miteinander erlebt haben, was ihnen besonders gut gefallen hat, welches von den Liedern des Chores ihr Lieblingslied ist, an welchen Gottesdienst sie sich noch besonders erinnern.

Vielleicht schreiben sie sich das auch einmal auf.

Ich vermute, sie haben auch Tonaufnahmen ihres Gesangs… die könnten sie sich noch einmal anhören.

Sich erinnern, einander erzählen…

Das kann hilfreich sein.

Und, was uns über die Heilige Caecilia überliefert wird: sie steckt in schwierigen Situationen nicht auf.

Sie wäre lieber nicht verheiratet worden, kommt aber gegen die Familientradition nicht an – so geht sie mit ihrem Ehemann ins Gespräch – und diese Gespräche werden nicht einfach gewesen sein – doch die beiden finden eine für beide Seiten lebbare Alternative.

In einer Zeit, in der Christsein nicht unumstritten gewesen ist, hält sie an ihrer Liebe zu Christus fest, auch wenn sie dafür benachteiligt und misshandelt wird. Sie lässt den Kopf nicht hängen und gibt nicht auf.

Ich habe vor zwei Wochen den ehem. Chorleiter von Veert, Heinrich Valentin, beerdigt. Er ist 92 Jahre alt geworden und war am Ende nicht mehr gut beieinander. Er konnte kaum noch sehen… Aber er hat solange es eben ging, an seinem Klavier gespielt und gesungen. Das letzte Lied vor seinem Sterben: Meine Zeit steht in Deinen Händen, nun kann ich ruhig sein, ruhig sein in Dir.

Vielleicht passt dieses Lied auch zum Ereignis heute – dem letzten Caecilienfest des Kirchenchores an St. Nikolaus. Die Zeit des Chores steht in Gottes Händen.

Nochmals: herzlichen Dank für all die schöne Musik, für all das schöne Singen, für all ihren Einsatz in den Gottesdiensten und zu anderen Gelegenheit. Vergelt‘s ihnen Gott all ihr Tun zu seinem Lob und zur gegenseitigen Freude.

Amen.