Missionarin auf Zeit | Rundbrief 6
6. Rundbrief von Amarins Reidenbach, MaZ in Cebula, Philippinen
Hallo ihr Lieben,
Wir haben noch genau einen Tag Februar, ich komme also gerade noch rechtzeitig!!! Ich wiederhole mich ständig, aber die Zeit vergeht wie im Flug. Der Februar war voll Aktivitäten und Ausflügen. Ich glaube, ich hatte in diesem Monat jeden Tag etwas zu tun, bis letzten Sonntag, denn da bin ich zum ersten Mal krank geworden. Seit Sonntag liege ich mit Fieber und einer Mandelentzündung im Bett. Mir ist mega langweilig und das passt mir eigentlich alles gar nicht. Aber zum Glück geht es mir seit heute viel besser und ich habe endlich Zeit, meinen Rundbrief zu schreiben. Ich weiß kaum, wo ich anfangen soll, weil so viel passiert ist.
Am ersten Februarwochenende war ich zu einer "House blessing" des Bruders eines Freundes eingeladen. Das war übrigens in Jagna, auf der Insel Bohol. Irgendwo ganz tief in den Bergwäldern von Jagna lag ein kleines, aber wunderschönes und super gastfreundliches Dorf, in dem meiner Erfahrung nach nur ihre Familie lebte. Denn an jedem Haus, an dem wir vorbeikamen, erzählte uns Ate Ann (meine Freundin), dass entweder ihr Onkel, ihre Tante, ihre Nichte oder ihr Neffe usw. in diesem Haus wohnten. Ich schlief bei einer ihrer Tanten, denn im Haus von Ate Anns Eltern waren bereits alle Zimmer belegt. Ate Anns Tante war sehr nett und hatte 20 Jahre lang in Saudi-Arabien gearbeitet, deswegen konnte ich mich ein weinig mit ihr auf English unterhalten. Aber an dem Wochenende habe ich viel Visaya gelernt. Ich fand es anfangs ziemlich aufregend, weil ich Visaya nicht sehr gut kann und die Leute zwar super gastfreundlich, aber auch ein bisschen schüchtern sind. Aber nach der "House Blessing" (das ist ein Ritual, das die Bewohner eines Hauses oder einer Wohnung vor Unglück schützen soll) hatte ich eine Gruppe von Onkeln gefunden, die mir selbstgemachten Kokosnusssaft angeboten haben. Er schmeckte zwar nicht wirklich, aber ich hatte neue Freunde gefunden, also musste ich auch diesen Saft trinken. Nach 8 Gläsern hatte ich dann auch genug und fühlte mich ein bisschen Schwindelig. Stellte sich heraus das war ja gar kein Saft, sondern eine Art Wein. Dieser Kokosnusssaft wird so lange unter der Erde vergraben, bis er zu Wein wird. Naja, wenigstens hatte ich ein bisschen mehr Mut für die nächste Aktivität, denn es war Zeit für das nationale hobby......karaoke. Und nach drei Durchgängen war ich wirklich an der Reihe. Nach dem Karaoke wurde getanzt und die Großeltern warfen mit Münzen nach uns. Ich weiß nicht genau, was für eine Tradition das ist, aber ich fand es lustig. Ich habe ganze 4 Pesos (weniger als 10 Cents) verdient. Nach all dem Saft, den ich getrunken habe, der Karaoke-Session und den Tänzen war niemand mehr schüchtern und es war wirklich ein super lustiger Tag. Als alle Onkel und Cousins aufgerufen wurden, um Motorradtaxi zu spielen, dachte ich, wir würden nach Hause fahren und schlafen gehn. ABER NEIN! Irgendwo in diesem kleinen Dorf fand an diesem Abend ein Dorffest statt. Dort musste ich natürlich wieder alles Mögliche essen und trinken und noch viel mehr tanzen. Gefühlt habe ich mit dem ganzen Dorf getanzt und irgendwann um 1 Uhr nachts hat mich einer dieser Onkel nach Hause gebracht. Gott sei Dank, denn ich konnte es wirklich. Am nächsten Morgen kitzelte mir eine kleine Nichte schon um 6 Uhr an den Füßen, denn es war Zeit für das Frühstück. Nach dem Frühstück fuhren Ate Ann, ihre Schwester, drei Brüder, zwei Cousins, ihr Vater, Carmen und ich ein wenig mit den Motorrädern über die Insel, wo wir einen schönen Wasserfall sahen und ein herrliches Picknick machten. Bevor wir nach Hause fuhren, bekam ich noch eine Einladung zur nächsten Hochzeit im Dorf. Und da ich nun offiziell zur Familie gehöre, war es keine Option, nicht zu kommen. Ich kann nur sagen, dass es eine einzigartige und besondere Erfahrung war, die ich mit euch teilen wollte.