20200515Foto: pixabay.com

„Liebet einander, so wie ich euch geliebt habe“ (Johannes 15,12), ist der zentrale Satz des heutigen Evangeliums. Liebe ist etwas Tolles. Sie ist geprägt durch Nähe. Wenn ich meiner Frau einen Kuss gebe. Meine Kinder in den Arm nehme. Mit allen kuscheln kann. Dann zeigt sich die Liebe ganz deutlich.

Eine andere Liebe erfahre ich im Moment. Liebe zeigt sich in der Distanz. Also ganz anders, wie ich es sonst kenne. Nicht mehr ein herzliches in den Arm nehmen bei der Begrüßung. Sondern: Weiter wegbleiben. Abstand halten ist im Moment das A und O. Nur wenn ich genügend Abstand halte, besteht nicht die Gefahr, dass ich mich anstecke.

Ich merke, dass diese Form der veränderten Liebe echt schwierig ist. Mir fällt es richtig schwer meine Familie, die nicht in meinem Haushalt wohnt, nicht in den Arm zu nehmen. Oder sich einfach die Hände reichen. Egal ob zur Begrüßung oder zum Friedensgruß. Es ist eine verkehrte Welt. Und gerade in dieser Situation finde ich dieses Evangelium. Für mich sehr herausfordernd: Liebe in der Distanz zeigen.

Ich vermute, dass diese aktuelle Situation noch länger anhalten wird. Es gibt die ersten Lockerungen. Wir dürfen uns nun wieder mit zwei Haushalten treffen. Es hat echt gut getan sich mal wieder mit anderen zu unterhalten. Von Angesicht zu Angesicht. Auch für Thomas war es sehr schön, dass er mal wieder mit jemand anderem spielen konnte. Diese Erfolge haben wir der Distanz zu verdanken. Weil wir uns an die Regeln gehalten haben. Auf die Hygiene geachtet haben. Dadurch ist die Welle abgeflacht und nicht so schlimm ausgefallen. Ich finde hier zeigt sich sehr deutlich: „Liebe deinen Nächsten, wie dich selbst.“ Denn: Wenn ich bereit bin auf mich zu achten, dann achte ich damit auch den Nächsten. Wenn wir alle weiter mitarbeiten bin ich überzeugt: Dann wird aus der Liebe auf Distanz bald wieder eine Liebe der Nähe.

 

Volker Mengeringhausen

 

Den Tagesimpuls zum Nachhören finden Sie hier >> Tagesimpuls 2020-05-15