Gefängnis des Apostels Paulus in PhilippiSeit ein paar Jahren kenne ich ihn besser, den Apostel Paulus. Vorher war er mir nicht so lieb; ganz schön komplizierte Theologie. Dann kam 2008 das Paulus – Jahr. Papst Benedikt hatte eingeladen, sich anlässlich des 2000. Geburtstages des Völkerapostels intensiver mit ihm zu beschäftigen.

Das hab ich damals getan. Und hinter dem Theologen Paulus kam für mich der Mensch zum Vorschein.

Ein Teamspieler. Einer, der für seine Aufgabe brennt. Dem kein Weg zu weit ist. Der sich auch von Rückschlägen nicht aufhalten lässt.

In der Apostelgeschichte ist heute in der Gottesdienstlesung die Rede von seiner Verhaftung in Philippi. Heute heißt die Stadt Kavala. 2015 war ich dort. – Viele alte Steine, wie so oft an antiken Orten.

Was aber da geschehen ist, ist schon interessant. Paulus und Silas werden für ihr Arbeit als Missionare Jesu verhaftet, gefoltert und ins Gefängnis geworfen. Weil sie über Jesus gepredigt haben. Weil sie Menschen auf seinen Namen getauft haben.

Gefoltert und weggeschlossen.

Und dann kommt die große Erschütterung. Ein Erdbeben in Philippi. Die Gefängnistüren springen auf … Erschütterung beim Gefängnisleiter – „Was mach ich bloß, wenn alle Gefangenen weg sind? Da kann ich gleich Selbstmord begehen …“

So weit kommt es nicht, weil alle Gefangenen noch da sind – und, Wunder über Wunder, Lieder aus den Gottesdiensten singen.

Was ist da los?

Verstehen kann man den Vorgang im Licht des Tagesevangeliums. Jesus verheißt seinen Jüngern den Heiligen Geist, der ihnen Trost und Beistand ist.

Das erleben Paulus und Silas in ihrer Situation, als Gefolterte, als Gefangene. Gott ist mit ihnen. Dafür sind sie ihm dankbar und singen.

Das erfährt im Nachhinein der Leiter des Gefängnisses, der alle seine Gefangen in ihren Zellen findet, obwohl sie hätten fliehen können. Er kommt mit Paulus und Silas ins Gespräch und ist von ihnen so beeindruckt, von ihrem Glauben, dass er und seine Familie selbst zum Glauben kommen.

Beide Texte des heutigen Tages machen deutlich: auch in den schweren Stunden, auch wenn alles erschüttert ist, Gott steht zu seinem Wort. Er ist für dich da. Du kannst dich auf ihn verlassen.

Stefan Keller

Den Tagesimpuls zum Nachhören finden Sie >>hier