2. Rundbrief von Amarins Reidenbach, MaZ in Cebula, Philippinen

Maayong Buntag! Das bedeutet "Guten Morgen" auf Bisaya. Eigentlich traue ich mich das kaum zu sagen, weil die Kinder sofort denken, dass ich fließend Bisaya spreche. Hahahaha, was leider noch nicht ganz der Fall ist. Aber es wird schon besser! Sätze wie Hallo, wie geht es dir? Woher kommst du? Wie ist dein Name? Hast du Geschwister? Was hast du gestern gemacht? Das sind im Grunde die kleinen Unterhaltungen, die ich führen kann. Die Kinder freuen sich immer sehr, wenn ich versuche, Bisaya zu sprechen, aber sie lachen mich auch einfach nur herzlich aus. Ich bin jetzt seit zwei Monaten hier und es ist nicht zu glauben. Die Zeit vergeht so unheimlich schnell. Es vergeht keine Woche, in der nicht eine Fiesta gefeiert wird, und natürlich bin ich immer dabei, denn die Väter nehmen mich überall hin mit.

Vor ein paar Jahren haben die Väter hier in Cebu verschiedene Wohnprojekten aufgebauten. Drei Beispiele sind: Compostella, eineinhalb Stunden von Cebu City entfernt, irgendwo in den Wäldern. Dort leben etwa 30 Familien, die jeweils aus etwa 15 Personen bestehen.  Das Dorf St. Arnold Jansen ist ein großes Wohnprojekt in Lapu Lapu. Mit dem Auto an einem Sonntagmorgen ohne Verkehr etwa 45 Minuten. Und dann gibt es noch ein Wohnprojekt namens San Pio. Nicht so weit von Cebu City entfernt. San Pio ist ein Ort, den ich oft besuche. Unsere Kollegin wohnt dort mit ihrer Familie und neben dem Dorf San Pio gibt es ein sehr gutes vegetarisches Restaurant. Manchmal muss ich einfach dorthin gehen! Die Väter haben diese Dörfer für Familien gebaut, die kein eigenes Zuhause haben. Die Häuser sind nicht besonders groß, haben aber alles, was man braucht. Es sind zweistöckige Betonhäuser (damit sie in der Taifunzeit stehen bleiben) mit einer Küche und einem Bad. Die Familien dürfen dort wohnen und zahlen jeden Monat eine Mindestmiete an die Väter, damit es sich wie ihr Eigentum anfühlt, was es nach 25 Jahren auch offiziell ist. Sonntags begleite ich in der Regel einen Vater in eines dieser Dörfer, um den Gottesdienst zu besuchen, und danach gehen wir immer gemeinsam essen. Für die Kinder ist es immer ein bisschen aufregend und besonders, wenn ich da bin (für mich auch). Aber schüchtern sind sie nicht. Sie kommen alle gleichzeitig auf mich zugerannt, um mich zu umarmen und meine Hand zu halten. Wenn ich dann meine Arme und Beine wieder habe, spiele ich den ganzen Vormittag mit ihnen, bis ich wieder mit den Vater zurück nach Cebu City fahre. Sobald ich gehe, fragen sie mich immer, ob ich nicht bei ihnen wohnen möchte, weil sie wirklich noch einen Platz in ihrem Haus für mich haben. Die Menschen hier sind so unglaublich gastfreundlich und lieb. Auch wenn sie nicht so viel Geld haben, steht immer etwas auf dem Tisch, wenn Gäste kommen. Letzten Samstag war ich im St. Arnold Jansen village, weil dort natürlich wieder eine Fiesta stattfand! Diesmal nicht im Auto mit dem Vater, sondern mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Ich war wirklich froh, dass ich mit Carmen unterwegs war, denn wir verirrten uns eine Stunde lang irgendwo auf halber Strecke in einer Stadt, die wir nicht kannten, hahahaha. Zum Glück wurden wir irgendwann von einem freundlichen Mann zum richtigen Bus gebracht. Die Fahrt zum Dorf St. Arnold Jansen dauerte gute 3,5 Stunden, aber wir kamen zum Glück gerade noch rechtzeitig zum Gottesdienst. Nach dem Gottesdienst haben wir alle zusammen zu Abend gegessen und dann ging die (Kinder)-Disco los. Zusammen mit allen Leuten aus dem Dorf habe ich den ganzen Abend getanzt. Und das können sie wie die Besten! Das Tanzen und Singen liegt den Filipinos im Blut. Auch den Kleinsten. Zum Glück konnten wir bei Freunden im Dorf schlafen, denn als die Disco zu Ende war, war es schon 02:00 Uhr. Nicht gerade eine gemütliche Zeit, um die Weltreise zurück nach Cebu City zu beginnen 😅.

Auch in Balay Samaritano haben wir vor drei Wochen eine große Party gefeiert.
Balay Samaritano gibt es seid 24 Jahren und das muss gefeiert werden. Es gab super gutes Essen und viele Leute. Am Samstag kamen dann auch alle Kinder, die ein Stipendium von Balay Samaritano haben, um ihr Wochenbudget und den Reis abzuholen und die Woche mit Sozialarbeiterin Jovie zu besprechen. Auch die Stipendiaten und ihre Familien waren zu dem Fest eingeladen. Es war also sehr gesellig. Nach dem Mittagessen gab es eine weitere Talentshow. Sr. Doyet hatte Carmen und mir in der Woche vor dem Fest einen kleinen Tipp gegeben, dass wir auch etwas vorbereiten sollten. Das wollten wir natürlich gar nicht, aber Sr. Doyet fand die Idee mega also hatten wir keine andere Wahl . Als die Talentshow eigentlich schon vorbei war und alle Preise schon verteilt waren und Carmen und ich mega erleichtert waren, dass wir unseren Tanz nicht zeigen mussten, ist es der Sr. Doyer doch noch eingefallen. 🙈😂 unser Auftritt war super schlecht, weil wir nicht singen und tanzen können wie die Filipinos, aber sie konnten herrlich um uns lachen. Das ist ja immerhin etwas. Ich wurde sagen Ziel erreicht.

Letzte Woche war die Woche der älteren. Also organisierte ich zusammen mit Carmen ein Bingo für die älteren Menschen in Balay Samaritano. Wir haben an diesem Nachmittag so viel gelacht. Zusammen mit Sr. Doyet und Jovie haben wir es zu einem super lustigen Nachmittag gemacht. Es war ein solcher Erfolg, dass wir von nun an jeden Monat Bingo spielen werden, denn Preise zu gewinnen, macht allen Spaß. Normalerweise unternehme ich etwas mit den Kindern, aber da es die Woche der älteren war, hatten wir auch einige Aktivitäten für sie vorbereitet. An einem normalen Tag in Balay Samaritano komme ich um 9 Uhr morgens an und muss mich erst einmal 2 Minuten von der Hitze erholen, bevor ich mit den Aktivitäten für die Kinder beginne. Normalerweise singen und tanzen wir, machen ein Puzzle oder lesen eine Geschichte und basteln oder malen mit ein paar Süßigkeiten. Da es nicht so viele Spielsachen für die Kinder gibt, machen wir manchmal unsere eigenen Spiele. Letzte Woche haben wir unseren eigenen Twister gemalt. Und mit einigen Ihrer Spenden werden wir nächste Woche neue Spielsachen für die Kinder kaufen.

Hier in Cebu City gibt es zwei Häuser, in denen die Schwestern leben. Das Provinzhaus, in dem ich die ersten zwei Wochen gelebt habe, und ein weiteres Haus (Pedro Cui St.), das eine Straße von meinem Wohnort entfernt ist. Hier leben 4 Schwestern und 5 Postulantinnen (die Schwestern in Ausbildung). Sr. Doyet, mit der ich in Balay Samariatano arbeite, wohnt auch hier. Sontag war ich bei ihnen zum Abendessen und zu einem Filmabend eingeladen. Die Postulantinnen sind ungefähr in meinem Alter, deshalb freue ich mich immer, wenn ich dort eingeladen werde. Aber es ist auch ein bisschen gefährlich, denn ihr Ziel ist es, eine Schwester aus mir zu machen. Darüber habe ich auch in meinem ersten Brief geschrieben, aber damals dachte ich noch, es sei ein Scherz. Ich kann euch sagen, sie nehmen ihre neue Aufgabe sehr ernst 😅

Diese Woche war ich auch zum ersten Mal bei Bruder Paul unterwegs. Abends verteilt er Kondome, HIV-Tests und Kekse auf den Straßen, wo sich die Sexarbeiterinnen aufhalten. Obwohl mir eigentlich nichts passieren kann, wenn ich mit Bruder Paul unterwegs bin, fand ich es am Anfang des Abends ein bisschen spannend. Es war so dunkel und die Atmosphäre ist auch nicht gerade gemütlich. Später war die ganze spannung weg, weil die meisten Sexarbeiterinnen Bruder Paul kennen und alle auf ihn zulaufen, wenn sie ihn sehen. Eigentlich ein ganz lustiger Anblick. Bruder Paul, etwa 1,40m groß, umringt von Sexarbeiterinnen, die gemütlich mit ihm reden, als wäre er ihr bester Freund, aber die Realität bleibt natürlich super traurig. Ehrlich gesagt, glaube ich nicht einmal, dass das Vorherige ganz unwahr ist. Bruder Paul ist ein Freund von jedem hier auf der Straße. Jeder liebt ihn. Die Arbeit, die er leistet, ist wirklich wichtig. Die meisten der anderen Freiwilligen, die Bruder Paul abends begleiten, waren selbst Sexarbeiter oder kommen aus einem ähnlichen Milieu.

Nächste Woche werde ich zum ersten Mal mit einem anderen Vater in ein Waisenhaus hier in der Gegend gehen und ein Geburtshaus für schwangere Frauen von der Straße besuchen. Ich lernte die Leiterin des Geburtszentrums kennen, als ich auf mein Visum wartete. Wir kamen zufällig ins Gespräch und sie fragte, ob ich nicht einmal vorbeikommen wolle, um mir das Zentrum anzusehen und vielleicht ein wenig zu helfen. Ich bin sehr gespannt, wie ich die nächsten Wochen erleben werde. Aber darüber berichte ich dan nächsten Monat.

Liebe Grüße euere Amarins

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