Für mich ist das eine der surrealsten Szenen des Neuen Testamentes (Mt 8,28-34): eine ganze Schweineherde rennt wie besessen einen Hang hinunter und stürzt sich in einen See und ertrinkt. Ich muss jedes Mal schmunzeln, wenn dieses Evangelium verkündet wird.

Die Szene gehört in eine Heilungserzählung. Menschen, von Dämonen besetzt, werden von den bösen Geistern befreit; damit sie nicht neue menschliche Opfer finden, fahren sie in die nächsten Lebewesen, die grade zur Verfügung stehen, eben die Schweine.

Der Evangelist will deutlich machen: Jesus heilt Menschen, die von bösen Mächten in ihrer Freiheit eingeschränkt werden. Die bösen Mächte wissen genau, mit wem sie es zu tun haben; sie kennen Jesus und bekennen, dass er der Sohn Gottes ist. Jesus weiß, dass man bösen Mächten nicht einfach freies Spiel gewähren lassen kann; er muss sie in gewisser Weise wieder binden. Für ihn als gläubigen Juden sind Schweine „unreine Tiere“, Abschaum. Also bindet er die Dämonen an sie. Und – verrückt wie sie nun sind – ertränken sie sich und mit ihnen die Dämonen. So kommt alles für alle zum Guten.

Außer für die Schweine eben. Aber da habe ich eher das Tierwohl im Sinn. Daran hat Matthäus nicht gedacht.

Stefan Keller (Text und Bild)

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