Manchmal ist es besser zu schweigen. Wer von uns kennt nicht eine solche Situation: Da rege ich mich über etwas auf, sage aber um des lieben Friedens willen besser nichts, sondern mache mir nur meine Gedanken. Auch weil ich weiß: Egal was ich jetzt sage, ist sowieso verkehrt. Oder weil ich im Vorfeld eh schon ahne, dass es sich um eine Falle handelt.

Ähnlich ergeht es auch Jesus im heutigen Evangelium (Johannes 8, 1-11). Er lehrt im Tempel. Eine Frau, die beim Ehebruch ertappt wurde, wird zu ihm gebracht. Ehebruch: Zur damaligen Zeit ein Todesurteil, denn so verlangt es das Gesetz. Jesus gibt aber nicht direkt eine Antwort, sondern entschleunigt die Situation, in dem er auf den Boden schreibt. Erst als die Rufe nach einer Antwort lauter werden, gibt er eine Antwort, die wieder Fisch noch Fleisch ist. „Wer von euch ohne Sünde ist, werfe als Erster einen Stein auf sie“ (Joh 8, 7). Er führt damit den Pharisäern und auch uns vor Augen: So ganz ohne Sünde leben, klappt nicht wirklich. Ist aber, finde ich, auch nicht schlimm, denn es gehört zum Menschen dazu – man soll sich dessen nur bewusst sein. Schnell merken auch alle, dass sie nicht ohne Sünden leben, denn die Frau wird nicht verurteilt von den Menschen.

„Da sagte Jesus zu ihr: Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8, 11). Ich glaube: Mit den Augen, mit denen Jesus die Frau ansieht, sieht auch Gott uns an: Er sieht, dass wir Menschen nicht ohne Fehler leben können, verurteilt uns aber nicht, sondern streckt uns die Hand entgegen, wie ein liebender Vater, der uns immer wieder verzeihen kann. Versuchen auch wir manchmal mehr zu verzeihen – ich glaube, es würde gut tun.

Volker Mengeringhausen (Foto: Pixabay.com)

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