
Was ist eigentlich ein Mensch wert? Kann ich ein Menschenleben mit Geld aufwiegen? Wenn ich mir das heutige Evangelium anschaue (Matthäus 26, 14-25), dann kann ich es genau sagen: Jesus ist 30 Silberstücke wert – soviel handelt Judas bei den Hohenpriestern heraus, wenn er Jesus ausliefert.
Wenn ich dieses Evangelium lese, bin ich ganz schnell bei mir selbst. Was sind mir meine Freunde eigentlich wert? Kann ich das Leben oder die Freundschaft in Geld aufwiegen? Wenn ich ehrlich bin, geht es nicht, denn Freunde sind unbezahlbar. Sie sind in allen Lebenslagen für mich da. Stehen mir zur Seite. Dürfen mir auch gerne mal die Meinung sagen, ohne dass ich sauer bin.
Kaufen kann ich diese Freundschaft auch nicht. Dabei spielt es keine Rolle, wie weit wir voneinander entfernt sind. Durch unser Studium kennen wir ganz viele Menschen in den unterschiedlichsten Bistümern. Mit unseren engsten Freunden, aus den Bistümern Paderborn und Münster, herrscht immer noch Kontakt. Zwar nicht jeden Tag. Aber hin und wieder telefonieren wir. Schreiben WhatsApp Nachrichten. Wir versuchen uns auch zwei oder dreimal im Jahr zu treffen. Wenn wir uns sehen, merken wir: Es ist wie früher. Auch wenn wir uns nicht mehr jeden Tag sehen, die freundschaftlichen Beziehungen sind noch genau so eng, wie zu Paderborner Zeiten. Wir verstehen uns blind. Können miteinander lachen. Uns austauschen. Hier merke ich: Freundschaften sind wirklich nicht mit Geld zu bezahlen. Und das Schöne daran: Wir haben nicht nach unserer Freundschaft gesucht. Sie ist einfach so gekommen. Sich kennen gelernt. Gemerkt man ist auf einer Wellenlänge. Und dann hat sich die Beziehung immer weiter vertieft – bei einigen sogar soweit, dass sie geheiratet haben.
Vielleicht kann ich die geschenkte Zeit nutzen, um einmal wieder mit einem Freund Kontakt aufzunehmen, von dem ich schon länger nichts mehr gehört habe. Denn bin ich überzeugt: Wenn ich mich bei meinem Freund melde, dann merke ich sehr schnell, dass Freundschaft unbezahlbar ist.
Volker Mengeringhausen