
„So schlimm ist das alles gar nicht. Die bilden sich das alles nur ein. Als wenn uns das Treffen könnte. Ich glaub das erst, wenn ich das sehe.“ Diese oder ähnliche Kommentare habe ich ganz viel bei Facebook gefunden. Die Menschen brauchen für alles einen Beweis. Nur beim Sehen wollen sie glauben. Dass die Sache mit dem Corona-Virus nicht nur ausgedacht ist. Eine Erfindung der Industrie. Um Geld zu machen. China wurde abgeriegelt. Ich kann es immer noch nicht glauben, da ich es nicht sehe.
Auch als die ersten Fälle in Bayern auftauchten: Immer noch Zweifel. Keine Bereitschaft etwas für wahr zu nehmen, was nicht schwarz auf weiß belegt ist. Erst mit Heinsberg und den anderen großen Bereichen, die Betroffen waren, kam die Einsicht. Da verstummten die Kommentare. Von Zweifel auf einmal keine Spur mehr. Heute lese ich von den gleichen Menschen: „Ich wusste es die ganze Zeit. Das wird eine ganz große Sache. Eine Riesenpandemie. Hoffentlich können wir die Zeit überstehen.“
Zweifel gab es schon zurzeit Jesu (Johannes 20, 19-31). Die Jünger sind versammelt. Aus Angst vor Verfolgung hinter verschlossenen Türen. Alle sind da – außer Thomas. Jesus kommt hinzu. Wünscht seinen Jüngern den Frieden. Zeigt seine Hände und Füße. Richtet an seine Jünger noch einmal den Auftrag: Geht hinaus in alle Welt und verkündet meine Worte. Sie empfangen den Heiligen Geist. Eine Besiegelung, der sie befähigt Sünden zu vergeben. Voll Freude erzählen die anderen Jünger Thomas von ihrer Begegnung. Er selbst will es nicht glauben. Braucht handfeste Beweise, für Jesu Auferstehung. Will seinen Finger in die Wundmale, seine Hand in die Wunde an der Seite legen.
Eine Woche später. Gleiches Setting. Diesmal ist auch Thomas dabei. Jesus kommt hinzu. Spricht wieder den Frieden zu. Schaut Thomas an. Sagt ihm, dass er seine Finger in die Wundmale und seine Hand in die Seite legen darf. Sagt ihm, er soll gläubig sein. Jetzt kann Thomas glauben. Sieht, dass Jesus wirklich vor ihm steht. Wirklich auferstanden ist. Jesus bestätigt seinen Glauben. Sagt aber auch: „Seelig sind die nicht sehen und doch glauben.“
Diese Zusage Jesu, gilt jedem Einzelnen von uns. Ich selbst war zurzeit Jesu nicht dabei. Mein Glaube besteht auf dem Vertrauen. Vertrauen auf das Aufgeschriebene in der Bibel. Auf die Erzählungen, die andere mir weitergeben. Aber ehrlich gesagt: Nicht immer bin ich der, der alles glaubt. Manchmal geht es mir wie Thomas. Das ich Beweise brauche. Muss es sehen, damit ich glauben kann. Manchmal wünsche ich mir einen stärkeren Glauben. Bleibt die Frage: Ist jeder Einzelne von uns immer wie Thomas, oder kann ich auch ohne Beweise glauben?
Volker Mengeringhausen
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